AKW-Kühltürme in Grafenrheinfeld mit Verzögerung gesprengt

17. August 2024 , 07:32 Uhr

Aktivist war auf Strommast geklettert

 

Über 40 Jahre waren sie die Wahrzeichen im Raum Schweinfurt – am Freitagabend sind die beiden 143 Meter hohen AKW-Kühltürme in Grafenrheinfeld gesprengt worden. Nach nicht mal 30 Sekunden war alles vorbei – aus Sicherheitsgründen wurden die beiden Türme nacheinander gesprengt. Im Vorfeld kam es zu Verzögerungen. Eigentlich hätten die Kühltürme um 18 Uhr 30 fallen sollen – ein Pro-Atomkraft-Aktivist war allerdings im Sperrbereich auf einen Strommast geklettert, um die Sprengung zu verhindern. Er konnte nach einer Stunde aus dem Gefahrenbereich gebracht werden.

Tausende Schaulustige hatten sich rund um Grafenrheinfeld versammelt, um die Sprengung zu beobachten.

Wie viel Sprengstoff nötig war, um die Kühltürme zu sprengen, ist bislang geheim. Die Kosten liegen aber bei rund drei Millionen Euro, so der Kraftwerksbetreiber Preussen Elektra.

 

(Foto: News5/Ferdinand Merzbach)

Hier der Polizeibericht:

Kühltürme des Kernkraftwerks Grafenrheinfeld erfolgreich gesprengt
Am 16. August um 19.55 Uhr wurden die beiden Kühltürme des Kernkraftwerks Grafenrheinfeld (KKG) erfolgreich und sicher zum Einsturz gebracht. Der Sprengabbruch verzögerte sich aufgrund einer Protestaktion eines 36 Jahre alten Mannes. Die Klärung strafrechtlicher Verstöße ist Gegenstand polizeilicher Ermittlungen. Ob und in welcher Höhe zivilrechtliche Forderungen durch die Beteiligten geltend gemacht werden können, wird ebenfalls geprüft. Durch den schnellen und konsequenten Einsatz der Polizeikräfte konnte der Mann gesichert werden und der Sprengablauf wurde neu gestartet. Der Abbruch wurde durch zwei gezielte Sprengungen im unteren Bereich der Türme eingeleitet. Dadurch fielen exakt um 19.55 Uhr zunächst der nördliche und ca. 15 Sekunden später der südliche Kühlturm in sich zusammen. Beide Türme kamen wie geplant an Ort und Stelle auf dem Boden auf.

 

Bewährte Abbruchmethode und umfangreiche Planung

 

Für die Sprengung wurde die Technologie der Fallrichtungssprengung, genauer gesagt Kipp-Kollaps-Sprengung, gewählt. Dies bedeutet, dass die Türme zunächst in eine vorgegebene Richtung angekippt wurden und anschließend kollabierten. Hierfür wurden ab Ende Juni ca. 16 Meter lange Fall- und ca. 40 Meter hohe Vertikalschlitze in die Kühlturmschalen eingebracht. Zusätzlich wurden in die Hälfte der jeweils 72 Kühlturmstützen sowie im Bereich der Fall- und Vertikalschlitze zahlreiche Löcher gebohrt und mit Sprengladungen befüllt. In Summe kamen 1.340 elektronische Zünder und 260 kg Sprengstoff zum Einsatz. Bei der gezielten Sprengung entstand in Kombination mit den angebrachten Schlitzen ein sogenanntes „Sprengmaul“, das die Kühltürme kontrolliert in sich zusammenfallen ließ.

Um einen sicheren Sprengabbruch zu gewährleisten, hatte das KKG-Projektteam bereits vor fast zwei Jahren mit den aufwändigen Planungs- und Vorbereitungsarbeiten begonnen. Umso mehr freut sich Anlagenleiter Bernd Kaiser über den gelungenen Kühlturmabbruch und erklärt: „Mein Dank gilt heute ganz besonders der Sprengmeisterin Ulrike Matthes und ihrem Team von der Thüringer Sprenggesellschaft sowie allen Beteiligten im KKG, insbesondere dem Projektleiter Matthias Aron. Ein herzliches Dankeschön geht auch an alle Einsatzkräfte, an die Polizei, an das Landratsamt Schweinfurt, die umliegenden Gemeinden sowie an alle anderen involvierten Behörden, mit denen wir in den letzten Wochen und Monaten sehr konstruktiv zusammengearbeitet haben.“

 

Bauschutt verbleibt größtenteils auf der Anlage

 

Durch die Sprengung sind rund 55.000 t Bauschutt entstanden, dabei handelt es sich hauptsächlich um Beton. Der Betonbruch wird zunächst aufbereitet und ein Großteil davon (etwa zwei Drittel) zum Verfüllen einer der beiden Kühlturmtassen verwendet. Diese Fläche soll später als Lagerfläche für Materialien aus dem Rückbau des Kernkraftwerks Grafenrheinfeld genutzt werden. Der restliche Teil des Betonbruchs sowie Kunststoffe und Metalle werden dem Wertstoffkreislauf zugeführt.

 

Wertschöpfende Nachnutzung des Kraftwerksgeländes im Blick

 

Der Abbruch der Kühltürme steht sinnbildlich für den großen Rückbaufortschritt, den PreussenElektra am Standort Grafenrheinfeld bereits erzielen konnte. Über die Zukunft des Kraftwerksgeländes sagt Guido Knott, Vorsitzender der Geschäftsführung: „Mit der heutigen Sprengung haben wir die bekannte Silhouette von Grafenrheinfeld für immer verändert und Raum für Neues geschaffen. Parallel zum gut voranschreitenden Rückbau der Anlage arbeiten wir bereits an einer sinnvollen und wertschöpfenden Entwicklung des Standorts. Gemeinsam mit unseren Partnern und Stakeholdern vor Ort wollen wir Ideen vorrangig im Bereich der Energieerzeugung und -speicherung vorantreiben, die unseren Mitarbeitern und der Region zugutekommen.“

 

Sicherer Verlauf durch umfassendes Sicherheitskonzept

 

Damit das Ereignis für die Bevölkerung reibungslos verlaufen konnte, hatte das Landratsamt Schweinfurt gemeinsam mit der Polizeiinspektion Schweinfurt ein umfassendes Sicherheitskonzept erarbeitet. Zentraler Bestandteil des Konzepts war eine weiträumige Absperrung um das Kraftwerk, um die Sicherheit der Bevölkerung zu gewährleisten. Rund 50 Kräfte der Feuerwehr und ca. 200 Polizeibeamtinnen und -beamte waren vor Ort im Einsatz.

„Auch angesichts der für mich von krimineller Energie getragenen Störaktion haben alle Beteiligten gleichermaßen gute Nerven und hohe Professionalität an den Tag gelegt. In den vergangenen Monaten haben alle intensiv auf diesen Tag hingearbeitet. Dank der sehr guten Zusammenarbeit zwischen dem Betreiber PreussenElektra, der Sprenggesellschaft, den Einsatzkräften und dem Landratsamt Schweinfurt ist die Sprengung zwar mit Verzögerung, aber erfolgreich und sicher verlaufen“, sagte Landrat Florian Töpper vor Ort.

 

Foto- und Filmaufnahmen des Sprengabbruchs sind online abrufbar

 

Die PreussenElektra hat heute umfangreiches Foto- und Filmmaterial vom Abbruch der Kühltürme erstellt. Es wird auf dem Youtube-Kanal der PreussenElektra http://www.youtube.com/@preussenelektragmbh2040 veröffentlicht.

 

 

 

 

Das könnte Dich auch interessieren

21.10.2024 Aus Tresor Bargeld gestohlen Unbekannte sind im Eltmanner Ortsteil Limbach in den Haßbergen in ein Firmengebäude eingestiegen. Dann haben sie sich an einem Tresor zu schaffen gemacht. Wie die Polizei in Unterfranken aktuell mitteilt, konnten sie mehrere hundert Euro Bargeld erbeuten. Die Täter sind unerkannt geflüchtet. Der Tatzeitraum liegt zwischen Freitag 18 Uhr und Sonntag 22 Uhr 30. Mögliche 19.10.2024 Sperre der A 7 in der Nacht Aufgrund von Brückenbauarbeiten wird die A7 bei Schweinfurt heute Nacht streckenweise komplett gesperrt. Betroffen ist der Abschnitt zwischen den Anschlussstellen Schweinfurt/Werneck und Wasserlosen in beide Richtungen, wie die Autobahn GmbH mitteilte. Die Sperrung beginnt um circa 18.00 Uhr und soll voraussichtlich bis 10.00 Uhr am Sonntagmorgen dauern. Umleitungen werden ausgeschildert. 18.10.2024 Photovoltaik-Park bei Burgebrach in Betrieb Aus Sonnenlicht wird Energie: In der Nähe von Burgebrach im Landkreis Bamberg ist jetzt ein neuer Photovoltaik – Parks in Betrieb genommen worden. Gebaut wurde er innerhalb von fünf Monaten durch die Bayernwerk Natur GmbH. Das Besondere: Der Park erzeugt nicht nur auf nachhaltige Weise Strom, sondern hat auch einen großen Nutzen für alle Bürger 04.10.2024 Missbrauch in Kita im Landkreis Forchheim - weitere Opfer? Im Falle eines Verdachts des sexuellen Missbrauchs in einem Kindergarten im Landkreis Forchheim könnte es noch weitere Opfer geben. Es hätten sich inzwischen die Eltern zweier weiterer Kinder gemeldet, teilte die Staatsanwaltschaft Bamberg aktuell mit.  Ein 51-jähriger Erzieher aus dem Raum Ebermannstadt sitzt in Untersuchungshaft. Er soll den Ermittlern zufolge ein fünf Jahre altes Mädchen unsittlich am Oberkörper