Ersatzgeschwächt auf Kurs: Dank eines deutlichen Sieges im 300. Champions-League-Spiel des FC Bayern München hat der deutsche Fußball-Rekordmeister die direkte Qualifikation für die K.o.-Phase weiter fest im Blick. Im halben Heimspiel auf Schalke bei Schachtar Donezk gewann das Team von Trainer Vincent Kompany am Dienstagabend 5:1 (2:1).
Tore von Konrad Laimer (11. Minute), Thomas Müller (45.), Michael Olise (70./Foulelfmeter, 90.+3) und Jamal Musiala (87.) sorgten für eine gute Ausgangslage der Bayern, die im neuen Jahr in der Vorrunde noch bei Feyenoord Rotterdam und gegen Slovan Bratislava ran müssen.
Mit zwölf Punkten aus sechs Spielen hat sich der FCB inzwischen unter die Top-Teams der 36er-Liga vorgearbeitet. Für den ukrainischen Meister, für den aktuell mit nur vier Zählern Schluss nach der Vorrunde wäre, traf nur der Brasilianer Kevin (5.).
«Wir sind nicht gut gestartet, aber haben einfach weiter gemacht. So kann jeder etwas Spaß haben», sagte der erneut starke Musiala. Mit Blick auf die weitere Saison in der Champions League sagte der Nationalspieler bei Amazon Prime. «Das Finale ist der Traum von jedem von uns. Aber wir dürfen nicht zu weit nach vorn schauen, sondern müssen uns einfach von Spiel zu Spiel verbessern.»
Trotz neun Ausfällen bestimmten die Bayern von Beginn an das Geschehen. Allerdings ließen sich die Münchner zunächst einmal eiskalt auskontern. Laimer und Min-Jae Kim leisteten sich in der aufgerückten Viererkette ein Missverständnis, sodass Kevin auf der linken Seite auf einmal frei durch war und Neuer-Vertreter Daniel Peretz mit einem platzierten Schuss keine Abwehrchance ließ.
Der 24 Jahre alte Israeli soll den Kapitän bis mindestens Jahresende vertreten, da sich Manuel Neuer einen Rippenbruch zugezogen hatte und das Spiel in seiner Heimatstadt nicht mitmachen konnte. Schachtar bestreitet seine Champions-League-Heimspiele wegen des Krieges in der Heimat in dieser Saison auf Schalke. «Das wird für uns ein bisschen ein Heimspiel», hatte Kompany vor der Partie geunkt.
Tatsächlich berappelte sich der Bundesliga-Tabellenführer auch dank der lautstarken Unterstützung der vielen Bayern-Fans schnell wieder und kam wenig später zum Ausgleich. Laimer machte seinen Fehler wieder wett und hämmerte den Ball unter die Latte das Schachtar-Tores.
«Wir wollen gegen Schachtar gewinnen. Dann sind wir komplett im Reigen dabei, um dann im Januar die letzten beiden Spiele zu gewinnen und unter die ersten Acht einzuziehen», hatte Sportvorstand Max Eberl vor der Partie gefordert. Bayerns Vorstandschef Jan-Christian Dreesen hatte mit Blick auf das Finale der Königsklasse im kommenden Jahr in der eigenen Allianz Arena vollmundig sogar den Titel angekündigt.
«Es muss unser Anspruch sein, im Saisonfinale der Champions League im eigenen Stadion dabei zu sein. Dieses Mal nennen wir es nicht Finale dahoam, dieses Mal nennen wir es Titel dahoam», hatte Dreesen auf der Mitgliederversammlung am Sonntag gesagt. 2012 hatten die Bayern das Endspiel daheim auf traumatische Art und Weise gegen den FC Chelsea verloren.
172 Tage vor dem Champions-League-Endspiel in der Allianz Arena benötigten die Bayern auf Schalke viel Geduld, um in die Spur zu kommen. Ohne etliche verletzte Stars wie Tormaschine Harry Kane, Dribbler Kingsley Coman oder Nationalspieler Serge Gnabry fehlte in der Offensive zunächst etwas Durchschlagskraft. Der ukrainische Meister verteidigte gegen die ersatzgeschwächten Bayern fleißig und geschickt – und wäre beinahe aus dem Nichts sogar wieder in Führung gegangen.
Kevin war nach einem guten Umschaltmoment Donezks durch und bediente Jungstar Georgi Sudakow, der aber knapp verpasste (44.). Nach diesem Schockmoment schlugen die Bayern im Gegenzug zu. Zauberfuß Musiala bediente Müller mit viel Übersicht und der Routinier schob zu seinem ersten Champions-League-Tor in dieser Saison ein. Zugleich traf der 35-Jährige überhaupt erstmals seit drei Monaten wieder.
Auch nach dem Seitenwechsel blieben die Bayern feldüberlegen, agierten in der Offensive indes auch oft zu umständlich. Musiala erzielte nach gut einer Stunde das vermeintliche 3:1. Der Treffer wurde wegen eines vermeintlichen Fouls zuvor aber nicht anerkannt – klare Fehlentscheidung des türkischen Referees Halil Meler. Kurz darauf war das Spiel dann aber entschieden. Olise verwandelte einen Elfmeter, nachdem Alaa Ghram den eingewechselten Sacha Boey im Strafraum getroffen hatte. Musiala machte dann alles klar.
Quelle: dpa