Saudi-Arabien bekommt heute (ab 15.00 Uhr) beim Online-Kongress des Fußball-Weltverbandes FIFA offiziell den Zuschlag für die Ausrichtung der WM 2034. Konkurrenten gibt es nicht, entgegen der deutlichen Kritik von Menschenrechtsorganisationen hat die Bewerbung im FIFA-Kosmos die große Mehrheit hinter sich. Die Debatte über das Land ist hochkomplex – eine Annäherung an die Argumente:
«Der Fußball gehört nicht nur dem Westen, sondern eben auch dem sogenannten Globalen Süden», sagte der Islam- und Politikwissenschaftler Sebastian Sons im Gespräch der Deutschen Presse-Agentur. In Asien sei Saudi-Arabien ein «wichtiges Fußball-Land». Ein Beleg sind die Tausenden Fans, die ihr Team bei der WM 2022 im Nachbarland Katar unterstützt hatten. «Es ist ein großer Markt, das heißt, er bringt auch Geld rein. Dementsprechend ist es eine logische Konsequenz, dass sich Saudi-Arabien auf eine Fußball-Weltmeisterschaft bewirbt», sagte Sons.
Die FIFA vergab für die Bewerbung Saudi-Arabiens eine außerordentlich gute Note. Auch wenn viele Stadien noch nicht gebaut sind und massive Investitionen notwendig sind. FIFA-Präsident Gianni Infantino hatte sich schon vor der Katar-WM dem Markt am Golf zugewandt. Es gebe «Vorteile für die Fußballindustrie weltweit, weil neues Geld generiert wird, weil neue Märkte generiert werden, und weil man dadurch einfach auch eine andere Sichtbarkeit für Fußball in anderen Weltregionen schafft», sagte Sons.
«Saudi-Arabien ist ein Land, in dem Menschenrechte sehr problematisch sind», sagte Sons. Entsprechende Belege führen unter anderem Amnesty International, Human Rights Watch und die insbesondere auf Saudi-Arabien schauende Organisation ALQST auf. «Die Situation der Arbeitsmigranten ist ein Problem, die Situation von Homosexuellen ist ein Problem», sagte Sons. ALQST veröffentlichte am Montag einen Bericht zu einer gestiegenen Anzahl von Hinrichtungen im Land.
«Es gibt durchaus Verbesserungen, gerade bei der Situation der Frau, aber nach wie vor wird man darüber kritisch diskutieren, auch in den nächsten Jahren», sagte Sons. Eine ähnliche Debatte war auch vor der WM 2022 in Katar geführt worden, auch mit und innerhalb der deutschen Nationalmannschaft. Zudem wird Saudi-Arabien wie Katar Sportswashing vorgeworfen, also der Versuch, mit Hilfe des positiv besetzten Sports das eigene Image zu verbessern. «Saudi-Arabien ist mit Sicherheit ein Akteur, der sehr aggressiv auch in den Sport investiert», sagte Sons.
Quelle: dpa