Für Wolfsburgs Torschützin Lineth Beerensteyn stimmte nach einem denkwürdigen Bundesliga-Topspiel gegen den FC Bayern alles. «Gestern war mein Geburtstag, heute gab’s das Geburtstagsgeschenk», sagte die 28-Jährige grinsend, nachdem sie mit ihren Kolleginnen noch ein Tänzchen «von links nach rechts» zum gleichnamigen Party-Hit vor der heimischen Fankurve hingelegt hatte. Durch das 2:0 (1:0) beendete der VfL die imposante Erfolgsserie der Münchner Fußballerinnen und meldete sich zudem wieder voll im Meisterrennen an – dank einer überraschenden Taktik.
«Wir haben gegen Bayern zu null gespielt, das muss man auch erstmal schaffen», lobte Innenverteidigerin Kathrin Hendrich die Abwehrarbeit und damit auch Coach Tommy Stroot. Der packte gegen die in zuvor 44 Ligaspielen ungeschlagenen Münchnerinnen die Fünferkette aus. «Es war heute die richtige Entscheidung, und trotzdem wird es keine strukturelle sein», sagte Stroot über das für den VfL ungewohnte System. Noch am Morgen der Bayern-Partie hatte er sein Team entsprechend üben lassen.
Der eigens für das Spitzenspiel ausgedachte «Überraschungseffekt» (Stroot), in nur wenigen Tagen und ohne große Vorwarnung einstudiert, erzielte jedenfalls Wirkung. «Wir haben uns schwergetan, die Räume zu finden», gestand Münchens Linda Dallmann nach der ersten Bundesliga-Niederlage seit dem 23. Oktober 2022, einem 1:2 in Wolfsburg. «Sie waren sehr aggressiv und präsent ab der ersten Minute, das hat man schon gespürt.»
Wolfsburg liegt in der Tabelle nun nur noch zwei Punkte hinter dem FC Bayern, der am Montag seine Spitzenposition an Eintracht Frankfurt verlieren könnte. «So ein Sieg schmeckt richtig gut», merkte daher VfL-Star Alexandra Popp bei Magenta an. «Wenn wir das verloren hätten, dann hätte es wirklich sehr düster ausgesehen.»
Auch die baldige Ex-Nationalspielerin hob Stroots Taktik hervor: «Wir haben heute extrem überrascht. Wir standen für unsere Verhältnisse relativ tief, sehr kompakt mit einer Fünferkette, die wir vorher noch nie gespielt haben», analysierte die 33-Jährige. «Man hat gesehen, dass Bayern nicht ganz darauf vorbereitet war und nicht die Lösungen dagegen gefunden hat.»
Die Tore von Vivien Endemann (5. Minute) und Beerensteyn (67.) vor 17.152 Zuschauern blieben unbeantwortet. «Ein bisschen» sei man überrascht worden, gestand FCB-Coach Alexander Straus, zudem habe es an Effektivität gemangelt: «Es gibt kein Spiel zwischen Wolfsburg und Bayern mit zehn Chancen.» Die beste vergab Pernille Harder in der Schlussphase, als Wolfsburgs Torhüterin Merle Frohms ihren Versuch noch an die Latte lenkte.
Dass beide Gegentore nach individuellen Aussetzern fielen, passte zum verkorksten Bayern-Ausflug. Endemanns Tor leitete FCB-Angreiferin Jovana Damnjanovic mit einem üblen Fehlpass ein, vor dem 0:2 misslang Nationalstürmerin Lea Schüller der Klärungsversuch. «Wir sind Menschen, manchmal machen wir Fehler, das passiert», kommentierte Straus.
Für Damnjanovic endete der Abend doppelt bitter: Nach einem Kopfballduell mit Wolfsburgs Abwehrchefin Marina Hegering landete sie hart auf dem Rücken, blieb liegen und wurde schließlich von Rettungskräften vom Feld getragen. Das Stadion konnte sie am späteren Abend trotz starker Schmerzen aber ohne besondere Hilfen verlassen. Weitere Untersuchungen sollen folgen.
Quelle: dpa