Das ist das Ergebnis der Verkehrsunfallstatistik 2023, die Innenminister Herrmann heute vorgestellt hat. Auch wenn es im Jahr 2023 im Vergleich zum Vorjahr (2022) ähnlich viele Unfälle gab (0,2% weniger in 2023), starben in Oberfranken über ein Drittel weniger Menschen an ihren Unfallverletzungen (32 statt 49). Die Verkehrsunfallstatistik verzeichnet außerdem weniger Alkoholunfälle und Unfälle mit Fahrrädern. Als Hauptunfallursache wird eine zu hohe Geschwindigkeit angegeben. Deswegen will die Polizei in diesem Jahr mehr Geschwindigkeitskontrollen durchführen, zum Beispiel am europaweiten Blitzermarathon am 19. April.
Hier die ausführliche Info der Polizei Oberfranken:
Oberfränkische Polizei veröffentlicht Verkehrsunfallstatistik 2023
OBERFRANKEN. „Die oberfränkische Verkehrsunfallstatistik ist mehr als nur eine Aufzeichnung von Ereignissen – sie ist ein Aufruf zur Achtsamkeit, zur Vorsicht und zum respektvollen Miteinander auf unseren Straßen“, so Polizeivizepräsident Armin Schmelzer im Rahmen der Veröffentlichung der Verkehrsunfallstatistik für das Jahr 2023. Erfreulicherweise konnte im vergangenen Jahr auf den Straßen in Oberfranken in vielen Bereichen ein rückläufiger Trend verzeichnet werden. Hervorzuheben ist der erneut starke Rückgang im Bereich der Verkehrstoten. „Hier liegen wir nach dem historischen Tiefstand im Jahr 2021 bei dem zweitniedrigsten Wert seit dem Jahr 2000. Diesen Trend wollen wir auch im Jahr 2024 fortsetzen“, erläutert Schmelzer weiter.
Leichter Rückgang der Verkehrsunfälle
Für das Kalenderjahr 2023 registrierte die Polizei auf den oberfränkischen Straßen insgesamt 31.143 Verkehrsunfälle. Im Vergleich zum Vorjahr entspricht dies einem Rückgang um 0,2 Prozent (2022: 31.213). Bei 29 tödlichen Verkehrsunfällen erlagen insgesamt 32 Personen ihren Verletzungen, was einen Rückgang von rund 34,7 Prozent bedeutet (2022: 49).
Die Anzahl der Verkehrsunfälle mit verletzten Personen in Oberfranken sank um 2,8 Prozent auf 3.703 Verkehrsunfälle (2022: 3.809). Insgesamt kamen im Jahr 2023 4.727 Personen zu Schaden (2022: 4.808), wobei 875 Personen schwere Verletzungen erlitten (2022: 885).
Die Zahl der Verkehrsunfälle, bei denen lediglich ein Sachschaden entstand, blieb im Vergleich zum Vorjahr nahezu identisch bei 27.440 (2022: 27.404). 7.370 Verkehrsunfälle davon ereigneten sich im Zusammenhang mit Wildwechsel (2022: 7.665).
Weniger Verkehrstote – ein Viertel der Unfalltoten waren Fußgängerinnen und Fußgänger
Im Bereich der Verkehrstoten kann ein erfreulicher Rückgang um 34,7 Prozent verbucht werden. Insgesamt verunglückten 32 Menschen tödlich (2022: 49). Hierbei handelt es sich um den zweitniedrigsten Wert seit dem Jahr 2000. Die geringste Anzahl der Verkehrstoten konnte im Jahr 2021 mit 25 Verkehrstoten verzeichnet werden.
Allerdings handelt es sich bei acht der 32 Verkehrstoten um Fußgängerinnen und Fußgänger. Diese waren allesamt im Alter zwischen 63 und 87 Jahren und starben höchstwahrscheinlich aufgrund fehlender Erkennbarkeit. Vier Senioren wurden in der Dämmerung beim Überqueren bzw. Entlanglaufen der Straße erfasst und tödlich verletzt.
Hauptunfallursache Geschwindigkeit
Wie in den Vorjahren, war auch 2023 eine überhöhte oder nicht angepasste Geschwindigkeit die Hauptunfallursache für schwere und tödliche Verkehrsunfälle. Dies spiegelt auch der bayernweite Vergleich wider. Insgesamt ereigneten sich 2023 im Regierungsbezirk Oberfranken 1.705 sogenannte Geschwindigkeitsunfälle. Im Vergleich zum Vorjahr ist diese Anzahl beinahe identisch (2022: 1.715). Erschreckend ist jedoch, dass elf der 32 Verkehrstoten im Zusammenhang mit der Unfallursache Geschwindigkeit starben (2022: 22). 825 Personen wurden bei solchen Unfällen verletzt (2022: 835).
Weniger Alkoholunfälle – aber mehr Verkehrstote in diesem Zusammenhang
Auf den ersten Blick scheint die Anzahl der Verkehrsunfälle unter Alkoholeinfluss erfreulich. Diese sank im Jahr 2023 um rund 16,7 Prozent auf 418 (2022: 502). Der Eindruck relativiert sich allerdings, wenn man die Verkehrstoten im Zusammenhang mit dieser Unfallursache betrachtet. Insgesamt sechs Menschen starben bei sogenannten Alkoholunfällen (2022: 1). Dies ist nach 2018 der zweithöchste Wert der letzten zehn Jahre.
Bei Alkoholunfällen erlitten 241 Menschen Verletzungen (2022: 295), was einem Rückgang von 18,3 Prozent entspricht.
Die Zahl der Verkehrsunfälle unter Einfluss von Betäubungsmitteln sank von 61 im Jahr 2022 auf 57 im vergangenen Jahr. Dabei erlitten 26 Menschen Verletzungen (2022: 35), niemand kam ums Leben (2022: 2).
Rückläufiger Trend bei Verkehrsunfällen mit Fahrrädern und Elektrofahrrädern
Nach einem deutlichen Anstieg der Verkehrsunfallzahlen mit Beteiligung von Fahrradfahrenden im Jahr 2022, sank die Zahl der Unfälle von 1.191 (2022) auf 1.165 (2023). Auch im Bereich der Verletzten gibt es einen leicht rückläufigen Trend. Es erlitten insgesamt 1.066 Zweiradfahrende Verletzungen bei Verkehrsunfällen. Das sind rund 3,4 Prozent weniger als im Vorjahr (2022: 1.103). Für zwei Fahrradfahrer kam jede Hilfe zu spät. Sie starben an den Unfallfolgen (2022: 6).
Motorisierte Zweiräder
Im Vergleich zur letztjährigen Biker-Saison kann keine signifikante Veränderung im Bereich der Verkehrsunfälle mit motorisierten Zweirädern verzeichnet werden. 2023 ereigneten sich 661 Verkehrsunfälle und somit zehn mehr als im Vorjahr (2022: 651). Leider erlagen neun Fahrzeugführende ihren schweren Unfallverletzungen (2022: 11). Somit handelt es sich bei rund 28 Prozent der Verkehrstoten um Motorradfahrende, obwohl diese nur an drei Prozent aller Verkehrsunfälle in Oberfranken beteiligt waren.
In 367 Fällen wurden die Verkehrsunfälle durch die Fahrzeugführenden selbst verursacht (2022: 342).
Jung und Alt im Straßenverkehr
Kinder
Im Jahr 2023 waren Kinder bei 243 Verkehrsunfällen im Jahr 2023 beteiligt (2022: 238). Dabei erlitten 266 Kinder Verletzungen (2022: 252). Erfreulicherweise kam auch 2023, wie schon im Vorjahr, kein Kind bei einem Verkehrsunfall ums Leben.
Im Bereich der Schulwegunfälle stieg die Zahl: Nachdem es bereits von 2021 (33) auf 2022 (47) eine signifikante Steigerung um 42 Prozent gab, ist die Anzahl der Schulwegunfälle im Jahr 2023 um weitere 23,4 Prozent auf 58 gestiegen. Glücklicherweise endete kein Schulwegunfall tödlich (2022: 0), jedoch erlitten 71 Schüler Verletzungen (2022: 60).
Fahranfänger (18- bis 24-Jährige)
Nahezu identisch blieben die Verkehrsunfallzahlen bei den jungen Erwachsenen in der Altersgruppe der 18- bis 24-Jährigen. Mit 2.534 registrierten Verkehrsunfällen (2022: 2.578) und drei tödlich verunglückten Fahranfängern (2022: 3) veränderte sich im Vergleich zum Vorjahr beinahe nichts. Ebenfalls fast identisch blieb die Anzahl der von dieser Altersgruppe schuldhaft verursachten Unfälle und zwar bei 1.435 (2022: 1.459). 637 Personen aus der Gruppe der jungen Erwachsenen wurden bei einem Unfall verletzt (2022: 667).
Senioren (ab 65 Jahre)
Bei den Senioren registrierte die oberfränkische Polizei im Jahr 2023 mit 2.859 Verkehrsunfällen einen Anstieg um etwa 4,4 Prozent (2022: 2.739). Bei 1.875 dieser Verkehrsunfälle waren die Senioren Hauptunfallverursachende, was einen Anstieg um knapp 4,8 Prozent im Vergleich zum Vorjahr bedeutet (2022: 1.790).
Mit 584 Verletzten wurden etwa 2,3 Prozent weniger Senioren verletzt als im Vorjahr (2022: 598). Erschreckend ist die hohe Beteiligung im Bereich der Verkehrstoten. In diesem Jahr wurden bei Unfällen auf oberfränkischen Straßen 15 Personen im Alter von über 65 Jahren getötet (2022: 16). Das ist knapp die Hälfte aller Verkehrstoten.
Die oberfränkische Verkehrssicherheitsarbeit
Die Motorradsternfahrt in Kulmbach, die sich in diesem Jahr zum 21. Mal jährt, findet am 27. und 28. April 2024 statt. Mit zahlreichen Programmpunkten werden sich die Veranstalter intensiv dem Thema Verkehrssicherheit widmen. Unter dem Motto „Ankommen statt Umkommen“ sollen Fahrsicherheitstrainings für Zweiradfahrende das Fahrverhalten der Bikerinnen und Biker im Vorfeld zum Saisonbeginn positiv beeinflussen. Weitere Informationen und Termine zur Motorradsternfahrt in Kulmbach finden Sie unter www.motorradsternfahrt.de.
Parallel zur Prävention will die oberfränkische Polizei aber auch mit einer konsequenten Ahndung von Verkehrsverstößen zur Reduzierung der Unfallzahlen beitragen. Deshalb wird auch in diesem Jahr der Schwerpunkt auf einer Reduzierung der Geschwindigkeitsunfälle durch verstärkte Kontrollen liegen, um weiterhin die Anzahl der Verkehrsunfalltoten und Schwerverletzten stetig zu reduzieren. Auf der Internetseite der oberfränkischen Polizei werden wöchentlich Messstellen veröffentlicht. In Anlehnung an den anstehenden Blitzmarathon im April 2024 soll auch auf diesem Weg hinsichtlich der Gefahren hoher Geschwindigkeiten im Straßenverkehr sensibilisiert werden.
Außerdem steht die Verkehrsprävention im Jahr 2024 ganz im Zeichen der Radfahrenden und Senioren. Durch umfangreichen Präventions- und Aufklärungsmaßnahmen, wie schwerpunktbehaftete Kontrolltage, Informationsveranstaltungen und Trainings soll hinsichtlich verschiedenster Gefahren im Straßenverkehr sensibilisiert werden.
Weiterhin bieten die oberfränkischen Verkehrspolizeien auch dieses Jahr wieder für jedermann die Möglichkeit, Wohnanhänger und Wohnmobile kostenlos wiegen zu lassen. Unter dem Motto „Sicher in den Urlaub“ findet diese Wiegeaktion im Zeitraum von April bis Juli 2024 zum zweiten Mal statt. Die Termine und Örtlichkeiten werden rechtzeitig in den Medien veröffentlicht.
„Die Verkehrsunfallentwicklung zeigt zwar in vielen Bereichen eine erfreuliche Entwicklung. Aber wir dürfen nicht nachlassen in unseren Bemühungen, die Straßen sicherer zu machen. Jeder Unfall ist einer zu viel und wir setzen weiterhin auf Prävention und konsequente Ahndung, um diese Zahlen weiter zu senken“, fügt Rainer Tröger, Sachbereichsleiter Verkehr als abschließendes Statement bei der Veröffentlichung der Verkehrsunfallstatistik 2023 hinzu.
Die komplette oberfränkische Verkehrsunfallstatistik 2023 mit Grafiken finden Sie in digitaler Form in Kürze auch auf der Internetpräsenz der oberfränkischen Polizei unter:
https://www.polizei.bayern.de/verkehr/statistik/062683/index.html