Gespräche über Zukunft des Bamberger Ankerzentrums

11. Juli 2024 , 20:12 Uhr

Wird das Ankerzentrum im Bamberger Osten nach dem 31. Dezember 2025 wirklich geschlossen? Vertraglich ist das jedenfalls von der Stadt Bamberg mit der bayerischen Staatsregierung geregelt. Um das abzuprüfen, hat sich jetzt Bambergs Oberbürgermeister Andreas Starke mit Bayerns Innenminister Joachim Herrmann getroffen. Und da ist sicher Klartext geredet worden, wie Deine Nachfrage bei Stadt und Innenministerium ergeben hat, Marc Peratoner aus der Radio Bamberg Nachrichtenredaktion?

 

„Absolut. Bei dem Treffen Starke/Herrmann hat der Bamberger Oberbürgermeister dem bayerischen Innenminister klar gemacht: er erwarte Vertragstreue. Sprich Ende 2025 wird der Betrieb der Ankereinrichtung beendet das sei bereits vor neun Jahren schriftlich mit der Staatsregierung vereinbart worden. Starke habe außerdem den Bund klipp und klar über diese Vereinbarung informiert. Einfach auch um vorzubeugen:  denn es dürfe keine Verhandlungen hinter dem Rücken der Stadt von anderer Seite geben. Innenminister Hermann habe hier Offenheit im Verfahren zugesichert.“

 

–> Dennoch, es kommen weiter Flüchtlinge, auch aus der Ukraine. Was ist denn die Alternative zum Ankerzentrum?

 

„Hier hat Oberbürgermeister Starke angekündigt: in diesem Jahr noch legt er dem Stadtrat ein Konzept für eine dezentrale Unterbringung von Flüchtlingen vor. Nach den aktuellen Aufnahmeschlüsseln wären das 970 im Bamberger Stadtgebiet.

Und die müssen untergebracht werden. Dazu sollen leerstehende städtische Immobilien und der Wohnungsmarkt geprüft werden.

Damit macht der OB übrigens exakt das, was aktuell Bambergs unabhängige Bürger in einem Antrag an ihn fordern: dezentrale Unterkünfte für Flüchtlinge schaffen.“

 

Mittlerweile hat sich die Bamberger CSU-Stadtratsfraktion geäußert: Sie unterstützt die Position von Oberbürgermeister Andreas Starke. Allerdings: Die bisherigen Maßnahmen des Oberbürgermeisters seien nicht ausreichend, teilt der Fraktionsvorsitzende Gerhard Seitz mit. Man erwarte vom OB, dass er sich entschiedener für die Einhaltung des Vertrags damit die Schließung des Ankerzentrums einsetzt.

 

 

(Korrespondententext, transkribiert)

Hier der vollständige Text der CSU-Stadtratsfraktion/Bamberg:

Die CSU Bamberg teilt die Überzeugung des Oberbürgermeisters, dass das Ankerzentrum bis spätestens Ende 2025 geschlossen werden muss. Wir fordern die Staatsregierung auf, den bestehenden Vertrag mit Bamberg einzuhalten und die Schließung des Ankerzentrums fristgerecht umzusetzen. Hier steht für die CSU auch die Rot/Grüne Stadtführung in der Pflicht alles in ihrer Macht Stehende zu tun, damit die Zusagen eingehalten werden.
Die bisherigen Maßnahmen des Oberbürgermeisters sind nicht ausreichend. Wir erwarten von ihm, dass er sich entschiedener für die Einhaltung des Vertrags damit die Schließung des Ankerzentrums einsetzt. Die Menschen in Bamberg haben sich über viele Jahre hinweg solidarisch gezeigt und erwarten jetzt zurecht die Einhaltung der Verträge.  Die Menschen wollen Taten sehen und keine Lippenbekenntnisse hören.
Auch sehen wir keine Anstrengungen der Stadtspitze alternative und dezentrale Flüchtlingsunterkünfte in Bamberg zu schaffen, die ja als logische Folge bei einer Schließung des Ankerzentrums benötigt würden.
Das größte Hindernis für eine Schließung: Der Bund verlangt keine Miete für das Ankerzentrum, wenn der Freistaat dort Flüchtlinge unterbringt. Das ist das Hauptthema. Wir sprechen hier von etlichen Millionen Euro an Steuergeldern. Der Bund muss endlich Miete für die Nutzung der Bamberger Kaserne als Ankerzentrum verlangen. Nur so ist bei der Suche nach Standortalternativen der Vorwurf der Steuergeldverschwendung auszuhebeln.
Wir haben nicht den Eindruck, dass der Oberbürgermeister Starke und Bürgermeister Glüsenkamp in den vergangenen Jahren den ernsthaften Dialog mit der Staatsregierung gesucht hat und befürchten, dass diese Verzögerung die Verhandlungsposition der Stadt dramatisch verschlechtert hat. Die rot/grüne Stadtspitze muss alle ihr zur Verfügung stehenden Mitteln nutzen, um die Einhaltung des Vertrags sicher zu stellen. Dazu gehört auch, notfalls juristische Schritte zu prüfen, um die Position der Stadt Bamberg durchzusetzen. Wir haben gegenüber der Regierung unseren Teil der Vereinbarung eingehalten. Jetzt ist München an der Reihe.
Auch hat der Oberbürgermeister die CSU Bamberg nicht offiziell um Unterstützung in dieser Angelegenheit gebeten. Wir sind jedoch bereit, unsere Kontakte und Ressourcen einzusetzen, um die Interessen der Stadt Bamberg zu wahren und die Schließung des Ankerzentrums zu beschleunigen. Wir sind hierm in der Pflicht gemeinsam für das Ende des Ankerzentrums zu kämpfen. Natürlich ist die CSU bereit eine tragende Rolle bei diesem Prozess zu übernehmen.

 

Hier die Mitteilung und der Antrag an OB Starke von Bambergs unabhängigen Bürgern:

Die Unterzeichner stellen hiermit den nachfolgenden Antrag zur Einhaltung des Vertrages zur
Auflösung des Ankerzentrums und Nutzung der Flächen zur Stadtentwicklung
a) Die Stadt Bamberg setzt sich mit allen ihr zur Verfügung stehenden Mitteln für die Einhaltung
des Vertrages mit der Bayerischen Staatsregierung zur Auflösung des Ankerzentrums bis
2025 ein.
b) Die Stadt Bamberg entwickelt bis zum Herbst 2024 ein Konzept zur Bereitstellung dezentraler
Unterkünfte für Flüchtlinge, um die Integration zu fördern.
c) Die Stadt Bamberg entwickelt bis zum Spätherbst 2024 ein Konzept zur Nutzung der
freiwerdenden Flächen des Ankerzentrums für bezahlbaren Wohnraum, Pflege- und
Senioreneinrichtungen, Kita-Plätze sowie Gewerbeflächen.

Begründung
Viele Menschen in Bamberg machen sich große Sorgen, ob der mit der Staatsregierung vereinbarte
Vertrag zur Schließung des Ankerzentrums auch eingehalten wird. Der Freistaat Bayern hatte mit der
Stadt Bamberg vertraglich und unwiderruflich vereinbart, dass das Zentrum spätestens Ende 2025
wieder schließt, damit die Stadt Bamberg eigene Entwicklungsflächen für bezahlbaren Wohnraum
sowie soziale Angebote mit neuen Pflege- und Kita Plätzen erhält.
a) Vertragstreue: Der bestehende Vertrag mit der Bayerischen Staatsregierung sieht vor, dass
das Ankerzentrum bis Ende 2025 aufgelöst wird und die Flächen zur Stadtentwicklung an die
Stadt Bamberg übertragen werden. Es ist von größter Bedeutung, dass dieser Vertrag
eingehalten wird, um das Vertrauen der Bürgerinnen und Bürger in die Politik zu bewahren.
b) Belastung der Stadt: Die große Anzahl an Flüchtlingen im Ankerzentrum stellt eine
erhebliche Belastung für die Stadt Bamberg und dar. Dies betrifft vor allem die Bereiche Kitas,
Schulen und Sicherheit, insbesondere in Bamberg Ost. Viele Bürgerinnen und Bürger fühlen
sich von der Staatsregierung und der Stadtspitze im Stich gelassen.
c) Negative Folgen großer Flüchtlingsunterkünfte: Große Flüchtlingsunterkünfte wie das
Ankerzentrum können zu sozialen Spannungen und einer Überlastung der städtischen
Infrastruktur führen. Sie erschweren die Integration der Flüchtlinge in die Gesellschaft und
können das Sicherheitsgefühl der Bevölkerung beeinträchtigen.
d) Dezentrale Unterkünfte: Um die Integration der Flüchtlinge zu verbessern, sollen von Seiten
der Stadt Bamberg dezentrale Unterkünfte bereitgestellt werden. Diese fördern die soziale
Integration, ermöglichen eine bessere Verteilung der Belastungen und unterstützen die
Flüchtlinge dabei, sich schneller in die Gesellschaft zu integrieren.

Nutzung der Flächen: Die freiwerdenden Flächen des Ankerzentrums sollen für dringend benötigten
bezahlbaren Wohnraum, Pflege- und Senioreneinrichtungen, Kita-Plätze sowie Gewerbeflächen
genutzt werden. Dies trägt zur nachhaltigen Stadtentwicklung und zur Verbesserung der
Lebensqualität in Bamberg bei. Ein Deckungsvorschlag ist nicht nötig, es entstehen keine Kosten

 

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