Johanniter erhöhen Kita-Beiträge: Ziehen andere Träger bald nach?

21. November 2024 , 19:23 Uhr

Eine Hiobsbotschaft für Eltern in Stadt und Landkreis Bamberg, deren Kinder eine Johanniter-Kita besuchen: Ab 1. Januar sollen die Beiträge steigen. Und das um rund 130 Prozent. Johanniter-Dienststellenleiter in Bamberg Jürgen Keller im Radio Bamberg Interview:

„Die Erhöhung ist notwendig, weil die Einnahmen wie z.B. staatliche und kommunale Zuschüsse mit dem Anstieg der Kosten nicht mehr Schritt halten. Was dazu führt, dass die Kitas mittlerweile defizitär betrieben werden. Uns macht diese Entwicklung sehr große Sorgen, denn mit diesen Problemen sind nicht nur die Johanniter, sonders alle Träger konfrontiert.“   

Dass andere Träger mit Kitagebührenerhöhungen bald nachziehen könnten, haben diese jetzt in einer gemeinsamen Pressemitteilung deutlich gemacht. Ohne zusätzliche Mittel von Stadt Bamberg, Kommunen und der Landespolitik sei eine Stabilisierung der Elternbeiträge dementsprechend langfristig nicht möglich.

AWO-Kreisvorstand Klaus Stieringer erklärt gegenüber Radio Bamberg:

„Die öffentliche Hand hat es in den vergangenen Jahren verpasst, die enormen Kostensteigerungen auszugleichen, wodurch die Belastung für die Träger und somit auch für die Eltern kontinuierlich ansteigen. Um weitere Kostensteigerungen zumindest einzugrenzen, müssen Eltern und die Träger deutlich entlastet werden. Wir laufen sonst Gefahr, dass wir zwar genügend Betreuungsangebote haben, jedoch immer weniger Eltern sich die Betreuungsangebote auch leisten können.“ 

Doch zumindest für die Kitas unter Trägerschaft der AWO sind laut Stieringer in naher Zukunft keine Beitragserhöhungen geplant.

 

 

Hier der Inhalt der heute veröffentlichten Pressemitteilung:

Steigende Elternbeiträge verhindern
Bamberger Kita-Träger fordern konkrete Unterstützung der Stadt bei der Finanzierung

Bamberg, 20.11.2024 – Die Träger von Kindertagesstätten in Stadt und Landkreis Bamberg stehen vor immer größeren finanziellen Herausforderungen. Steigende Personalkosten, Inflation, höhere Betriebskosten sowie gestiegene Catering- und Materialkosten werden aufgrund der unzureichenden staatlichen Förderung nicht ausreichend refinanziert. Dies belastet sowohl die Eltern, die mit steigenden Beiträgen konfrontiert werden, als auch die Träger, die in ihrer Rolle als Dienstleister für die Kommunen an ihre Grenzen stoßen. Gemeinsame Forderungen der Bamberger Kita-Träger wurden bislang nicht umgesetzt.
„Die ursprünglich geplante Finanzierung der KiTas in Bayern, bei der jeweils ein Drittel der Kosten durch kommunale Zuschüsse, staatliche Zuschüsse und Elternbeiträge gedeckt werden sollte, ist längst nicht mehr tragfähig. Die staatlichen Förderungen haben sich nicht im gleichen Maße entwickelt wie die Ausgaben. Dadurch entsteht eine wachsende Lücke im Haushalt der KiTas, die die Träger allein nicht mehr ausgleichen können“, erklären der Sozialdienst katholischer Frauen, das Bayerische Rote Kreuz, die Arbeiterwohlfahrt, die Diakonie, die Caritas gGmbH, die Johanniter-Unfall-Hilfe und die ARGE der katholischen Kitas Bamberg gemeinsam. „Ohne zusätzliche Mittel bleiben den Trägern keine Alternativen, als die Elternbeiträge zu erhöhen, um den Betrieb der Einrichtungen zu sichern.“

Zwei Treffen, keine Lösung – Träger erhöhen Druck

Welche Lösungsansätze lassen sich für diese prekäre Situation finden? Um gemeinsam mögliche Antworten auf diese Frage zu finden, trafen sich in den vergangenen Wochen die Bamberger KiTa-Träger auf eigene Initiative. Zentrale Punkte waren dabei die anhaltenden Belastungen durch die Elternbeiträge und die steigenden Kosten, mit dem Ziel, konkrete Forderungen an die Stadt zu formulieren und letztendlich weiter steigende Elternbeiträge zu verhindern.
Im Anschluss folgte ein zweites Treffen, zu dem die Stadt Bamberg eingeladen hatte. Trotz intensiver Gespräche konnten keine konkreten Lösungen oder verbindlichen Zusagen vonseiten der Stadt erreicht werden. „Wir fühlen uns durch die mangelnde Unterstützung der Stadt Bamberg in die Lage gedrängt, als Träger eine klare und konkrete Unterstützung einzufordern. Es kann nicht sein, dass wir als Dienstleister für die Kommunen agieren und zugleich finanziell in Vorleistung gehen müssen, um diese kommunale Pflichtaufgabe zu erfüllen“, betonen die Träger. „Ohne ausreichende kommunale Zuschüsse, wie sie in umliegenden Kommunen bereits gewährt werden, wird es uns nicht möglich sein, die Elternbeiträge stabil zu halten.“

Kinderbetreuung ist kommunale Pflichtaufgabe – Träger agieren als Dienstleister

Es ist wichtig zu betonen, dass die Kinderbetreuung per Gesetz eine kommunale Pflichtaufgabe ist. Die Träger übernehmen diese Aufgabe im Auftrag der Kommunen, um die Betreuung der Kinder sicherzustellen. „Wir als Träger sind Dienstleister der Kommunen und können nicht für eine Dienstleistung Geld mitbringen“, so die Träger. „Wir tragen bereits große Verantwortung für den Betrieb der Einrichtungen mit hoher fachlicher Kompetenz und vielfältigen pädagogischen Ansätzen, doch ohne ausreichende Mittel können wir diese Rolle nicht mehr verantwortungsvoll ausfüllen.“
Darüber hinaus weisen die Träger darauf hin, dass sie nicht nur laufende Kosten decken, sondern auch investieren müssen – etwa für Anschaffungen, Reparaturen, Neubauten oder die Instandhaltung der Einrichtungen. „Es braucht Mittel, um auch zukünftig notwendige Investitionen tätigen zu können oder Personalausfälle von kurzer Dauer adäquat mit zusätzlichem Personal abzufangen.“

Kostenexplosion und fehlende Rücklagen bedrohen Zukunft der KiTas

Die Investitionskosten und die laufenden Kosten für Personal, Energie, Verpflegung und Sachaufwand steigen weiter an. „Die explodierenden Kosten machen es uns nahezu unmöglich, die Kinderbetreuung auf dem bisherigen Niveau aufrechtzuerhalten, ohne auf zusätzliche Mittel von Stadt und Staat zurückzugreifen“, so die Träger weiter.
Der Vergleich mit umliegenden Kommunen zeigt, dass diese deutlich niedrigere Elternbeiträge aufweisen, weil dort umfassendere finanzielle Unterstützungen durch die Gemeinden gewährt werden – etwa durch zusätzliche Investitionszuschüsse. In Bamberg übernimmt die Stadt zwar teilweise Erbbauzinsen, Pachten oder Mieten sowie gärtnerische Leistungen vor Ort, jedoch werden
nicht alle Träger gleichermaßen bedacht. Es gibt auch freiwillige Zuschüsse für Bau-, Umbau- und Sanierungsmaßnahmen sowie für größere Anschaffungen. Diese reichen jedoch nicht aus, um notwendige Baumaßnahmen ausreichend zu finanzieren.
„Die Stabilisierung der Elternbeiträge und der Erhalt der Betreuungsqualität sind nur möglich, wenn der Staat und die Stadt Bamberg ihrer Verantwortung nachkommen und uns als Träger in allen genannten Belangen unterstützen. Kinderbetreuung ist eine kommunale Pflichtaufgabe, und es darf nicht sein, dass steigende Kosten allein auf die Eltern oder Träger abgewälzt werden“, so die Verantwortlichen.

Appell an Politik und Eltern – Gemeinsame Lösung notwendig

Die Träger-Initiative wird auch in Zukunft den Dialog mit der Stadt Bamberg, den Kommunen und der Landespolitik intensivieren, um tragfähige Finanzierungsmodelle zu entwickeln. Ohne zusätzliche Mittel ist eine Stabilisierung der Elternbeiträge langfristig nicht möglich. Gleichzeitig ermutigen die Träger die Eltern, sich aktiv in den Dialog einzubringen und gemeinsam mit den Trägern für eine nachhaltige Finanzierung der Kinderbetreuung einzutreten.
„Ohne eine deutliche Erhöhung der kommunalen aber auch gerade der staatlichen Unterstützung wird es in den kommenden Jahren nicht möglich sein, die Elternbeiträge stabil zu halten. Insbesondere 2025 drohen weitere deutliche Steigerungen, wenn keine adäquaten Lösungen gefunden werden“, warnen die Träger abschließend.

Gez.:
Die Bamberger Träger von Kindertagesstätten
Der Sozialdienst katholischer Frauen
Das Bayerische Rote Kreuz
Die Arbeiterwohlfahrt
Das Diakonische Werk Bamberg – Forchheim
Die Caritas gGmbH St. Heinrich und Kunigunde
Die Johanniter-Unfall-Hilfe
Die ARGE der katholischen Kitas Bamberg

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