Der Wohnmobilhersteller Knaus Tabbert hat einen neuen Finanzchef bestellt. Das Unternehmen wird zurzeit von einem mutmaßlichen Korruptionsfall im früheren Management erschüttert und leidet unter einer Absatzflaute. Radim Ševčík, der erst kürzlich zum Finance Director ernannt worden war, steigt als Chief Financial Officer (CFO) nun in den Vorstand auf, wie das Unternehmen mitteilte.
Vorstandschef Wim de Pundert soll sich dadurch «noch stärker auf vertriebs- und operative Themen konzentrieren» können. Er war im November in einer Doppelrolle als Finanzchef und Vorstandsvorsitzender ins Unternehmen gekommen. Ende November hatte Knaus Tabbert zwei Vorstandsmitglieder wegen «strafrechtlicher Vorwürfe» entlassen.
Die Staatsanwaltschaft Landshut hatte damals wegen Korruptionsverdachts Büros und Geschäftsräume am Firmensitz mit mehr als 160 Polizisten durchsucht, zwei Manager kamen in Untersuchungshaft. Die beiden Männer sollen Bestechungsgelder von Zulieferern kassiert und diesen im Gegenzug Vorteile bei der Auftragsvergabe zugeschanzt haben.
Knaus Tabbert selbst betont, in den mutmaßlichen Fällen Geschädigter zu sein. Auch der jetzige Vorstand habe mit den Fällen nichts zu tun. Eine Arbeitsgruppe soll die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft unterstützen. Das Unternehmen habe zudem die Zusammenarbeit «mit allen Lieferanten, mit denen die beiden ehemaligen inzwischen entlassenen Vorstände mutmaßlich zusammengearbeitet haben, beendet» und will rechtliche Schritte bis zu Schadenersatzklagen und Strafanträgen einleiten.
Zusätzlich zu diesen Problemen kämpft Knaus Tabbert zurzeit mit einer schweren Absatzkrise. Die Produktion am Firmensitz und in einem ungarischen Werk ruht derzeit mangels Nachfrage, an zwei anderen Standorten wird noch produziert. Knaus Tabbert will zur Abhilfe unter anderem seine Beziehungen zum europäischen Händlernetz stärken.
Schon vor den strafrechtlichen Vorwürfen gab es bei Knaus Tabbert personelle Turbulenzen in der Chefetage. Im Frühjahr hatte Finanzvorstand Carolin Schürmann das Unternehmen verlassen, anschließend übernahm Wolfgang Speck in einer Doppelrolle auch die Leitung des Finanzressorts. Der zeitweilige Vorstands- und Finanzchef schied Ende Oktober aus, er gehört laut früheren Aussagen der Staatsanwaltschaft aber nicht zu den Beschuldigten. Interims-Vorstandschef für wenige Wochen wurde damals einer der beiden jetzt gefeuerten Männer.
Quelle: dpa