Pflicht zur Bürgerbeteiligung

Landtag bremst Aiwangers Energiegesetz aus

20. März 2025 , 16:44 Uhr

Vom Ziel her sind sich eigentlich alle einig: Bürger in betroffenen Gebieten sollen auch finanziell von erneuerbaren Energien profitieren. Wie das umzusetzen ist, daran scheiden sich aber die Geister.

Nach massiver Kritik im Wirtschaftsausschuss des Landtags – auch vom Koalitionspartner CSU – muss das Wirtschaftsministerium einen Gesetzentwurf zum Windkraftausbau umfassend überarbeiten. «In der jetzigen Form ist der Gesetzentwurf nicht beratungsreif», sagte die energiepolitische Sprecherin der CSU-Landtagsfraktion, Kerstin Schreyer. 

Gesetzentwurf sollte Beteiligung von Bürgern garantieren

Konkret handelte es sich um einen Gesetzentwurf über die wirtschafts- und vergaberechtlichen Vorschriften und die Zuständigkeitsverordnung für den Bau von Solar- und Windkraftanlagen. Darin sollte nach Ansicht des Hauses von Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (Freie Wähler) unter anderem festgeschrieben werden, dass die Bauherren verpflichtet werden, die Bürger am jeweiligen Standort, an den Erlösen zu beteiligen. Dies hatten auch vom Landtag zurate gezogene Experten massiv kritisiert. 

Schreyer: Entwurf ist nicht zu Ende gedacht

Der vorliegende Gesetzentwurf des Wirtschaftsministeriums sei daher nicht zu Ende gedacht, betonte Schreyer. «Wir wollen eine unbürokratische und einfache Umsetzung. Und wir nehmen die Bedenken der Verbände ernst. Nur wenn es gelingt, diese Bedenken auszuräumen, kann das Vorhaben Erfolg haben.» Beim Thema Windkraft und Photovoltaik sei die CSU-Linie klar: Ja zur Beteiligung vor Ort – aber nur mit Akzeptanz von Verbänden und Bevölkerung.

SPD sprach von «Notbremse» gegen «Zwangsbeteiligung»

Auch die SPD ließ kein gutes Haar am Entwurf des Wirtschaftsministeriums. Der energiepolitische Sprecher der Fraktion, Florian von Brunn, sprach von einer «Notbremse», die gezogen wurde, um «Bürgerbeteiligung per Holzhammer» in einer Art «Zwangsbeteiligung» zu verhindern: «Ein derart schlechtes Gesetz muss man erst einmal zustande bringen. Es macht erneuerbare Energie für viele Unternehmen teurer, bringt enorme Bürokratie mit sich und stellt die Kommunen vor völlig unnötige Probleme. Aus dreimal schlecht wird niemals gut.» Prinzipiell sei eine Beteiligung der Bürger ja durchaus sinnvoll. «So wie es von Aiwanger konzipiert wurde, bremst das Gesetz die erneuerbaren Energien jedoch aus.»

FW-Fraktionschef Streibl: normaler parlamentarischer Vorgang

Freie-Wähler-Fraktionschef Florian Streibl sprach auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur von einem «normalen parlamentarischen Vorgang», der auch Sinn mache, weil derzeit in Berlin bei den Koalitionsverhandlungen von Union und SPD möglicherweise neue Regelungen getroffen würden, welche auch auf Bayern Auswirkungen haben könnten. 

Zur Aussage von Schreyer meinte er nur, dass sie ihre Kritik eigentlich besser bereits im Vorlauf der Sitzung hätte anbringen sollen. Offenbar habe sie den Punkt zuvor nicht als störend empfunden oder den Entwurf nicht richtig gelesen.

Quelle: dpa

Das könnte Dich auch interessieren

09.04.2025 Bayern gibt mehr Geld aus als je zuvor Der Nachtragshaushalt für Bayern steht: Fast 77 Milliarden Euro werden ausgegeben, so viel wie noch nie. 22 Milliarden Euro fließen an die Kommunen. 08.04.2025 Fast 55.000 Unterschriften gegen Exen in Schulen übergeben Viele Schülerinnen und Schüler hassen sie: die gefürchteten Stegreif-Tests, die «Exen». Doch immer mehr Menschen fordern neue Formen der Lernzielkontrolle. Nun erreicht eine Petition den Landtag. 03.04.2025 Tote Tiere auf Höfen: Ausschuss lehnt Expertenanhörung ab In Ställen auf einem Bauernhof werden Tierkadaver gefunden, dazu schwer vernachlässigte Tiere. Kein Einzelfall. Im Landtag ging es nun um die Frage, wie Kontrollen verbessert werden könnten. 28.03.2025 Aigner fordert Kennzeichnungspflicht für KI-Inhalte Von Laien kaum mehr als falsch erkennbar: Deepfakes. Landtagspräsidentin Aigner sieht darin eine Gefahr für die Demokratie. Und sie selbst steht so schonmal mit einem Glas Kölsch im Bierzelt.