Weltklimakonferenz

Per Rad zum Klimagipfel: Deutscher fährt 110 Tage nach Baku

19. November 2024 , 11:45 Uhr

Zehntausende sind für die Weltklimakonferenz nach Baku geflogen. Ingwar Perowanowitsch ist stattdessen mit dem Fahrrad gekommen - und erlebte an der Grenze eine Überraschung.

110 Tage war Ingwar Perowanowitsch von Freiburg bis Baku unterwegs: Der 30-Jährige ist mit dem Rad zur Weltklimakonferenz nach Aserbaidschan gefahren. «Ich hatte, das ist eine krasse Sache, keinen einzigen Platten auf über 5.000 Kilometern», erzählte Perowanowitsch im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur. Ende Juli startete er in seiner Heimatstadt Freiburg in sein Abenteuer.

Als freier Journalist begleitete der Rad-Enthusiast seine Reise mit einer Zeitungskolumne, Social-Media-Beiträgen und einem Film. Darauf wurde sogar die aserbaidschanische Politik aufmerksam – und erteilte ihm per Whatsapp-Kontakt eine Ausnahmegenehmigung zur Einreise. Üblicherweise sind die Landesgrenzen Aserbaidschans geschlossen. «Ich war ja in Georgien – und dann die letzten 500 Kilometer nach Baku zu fliegen, hätte sich irgendwie falsch angefühlt. Das heißt, das war der Tag der Entscheidung.»

Das Fahrrad als «unterschätzter Klimafaktor»

Mit seiner Reise will er zum Radfahren inspirieren und auf positive Beispiele der Verkehrswende aufmerksam machen. «Das Fahrrad besitzt ja das Potenzial, fast jedes ökologische Problem, was wir in Städten haben, zu lösen. Welche Technologie kann das von sich behaupten?», sagt Perowanowitsch. Bislang werde es oft ignoriert, weil sich Lebensgewohnheiten ändern müssten, wenn Straßen zugunsten des Fahrrads umgestaltet würden. «Aber das Fahrrad ist ein unterschätzter Klimafaktor.»

Von Deutschland aus fuhr der 30-Jährige über Südtirol und Italien, wo er auf Fernradwegen gut vorankam. Danach – in Slowenien, auf dem Balkan und schließlich in der Türkei und Georgien – war mehr Routenplanung notwendig. Dafür stieß Perowanowitsch auf viel Gastfreundschaft: Einladungen zum Tee oder sogar Übernachtungen kamen immer wieder. «In Deutschland gibt es viel Doomsday-Gerede im Moment.» Aber seine Botschaft sei trotz aller Krisen, «dass wenn man mal alles Politische weglässt, dass der Mensch im Grunde eigentlich doch herzlich ist – auch zu fremden Menschen.»

In Baku lässt der Freiburger das Rad allerdings lieber stehen – Radwege sind eher die Seltenheit. Zurückreisen will er am liebsten mit Zug und Bus – wenn er es schafft, sein Bambusrad nach Hause zu schicken.

Quelle: dpa

 

Das könnte Dich auch interessieren

24.11.2024 Verrat oder Fortschritt? Klimagipfel endet nach Verlängerung Ein komplettes Scheitern der Klimakonferenz in Baku konnten die rund 200 Staaten zwar gerade noch verhindern. Ein großer Wurf bleibt aber auch aus – und der Klimaschutz kommt nicht vom Fleck. 22.11.2024 Streit um Billionen: UN-Klimagipfel wird verlängert In Baku sucht man auf dem Klimagipfel verzweifelt nach Geld, um die Krise abzufedern. Kurz vor dem geplanten Ende des Treffens sorgt ein neuer Textentwurf für Empörung. Es geht in die Nachspielzeit. 21.11.2024 Wut und Frust in Baku: UN-Klimagipfel ringt um Abschluss Schwindelerregende Summen erwarten Entwicklungsländer für den Kampf gegen die Klimakrise. Industriestaaten wollen kein Zurück beim Klimaschutz. Für die Klimakonferenz ergibt das einen explosiven Mix. 15.11.2024 Party der Öl-Industrie? 1.700 Lobbyisten auf Klimagipfel Auf dem Klimagipfel 2023 versprach die Welt sich die Abkehr von Kohle, Öl und Gas. Ein Jahr später sind die Lobbyisten dieser Branchen trotzdem wieder dabei - anders als viele Regierungschefs.