Kurz nach den Weihnachtsfeiertagen ist bei Fußball-Bundesligist 1. FC Union Berlin nicht mehr viel vom Fest der Liebe zu spüren. Im Gegenteil. Die besinnliche Zeit haben die Verantwortlichen des Clubs anscheinend dafür genutzt, die jüngste sportliche Krise intensiv aufzuarbeiten. Das knallharte Ergebnis des Prozesses: Trainer Bo Svensson und drei weitere Teambetreuer wurden freigestellt.
«Nach eingehender Analyse des bisherigen Saisonverlaufs sind wir überzeugt, dass für eine Trendumkehr eine deutliche Veränderung notwendig ist. Wir haben uns daher entschieden, die Zusammenarbeit mit Bo Svensson, Babak Keyhanfar, Kristoffer Wichmann und Tijan Njie nicht fortzusetzen», wird Geschäftsführer Profifußball Horst Heldt in einer Mitteilung des Vereins zitiert.
So ungewöhnlich der Zeitpunkt auch ist: Überraschend kam der Abschied nicht. Neun Spiele in Serie blieben die Berliner zuletzt sieglos und fielen auf den zwölften Tabellenplatz der Fußball-Bundesliga zurück. Vorläufiger Höhepunkt des Negativlaufs war das blamable 1:4 gegen den SV Werder Bremen.
Im Anschluss an die Niederlage drei Tage vor dem Heiligen Abend hatte Offensivspieler Benedict Hollerbach noch betont, dass der Trainer das Team weiter erreiche. «Wir sind nach wie vor guter Dinge, auch wenn es zuletzt nicht gut lief», sagte der 23-Jährige.
Heldt hingegen wollte die Eindrücke erst einmal «sacken lassen». Das ist nun geschehen – mit schlechtem Ausgang für Svensson. Seinem Vorhaben, «im neuen Jahr mit frischer Energie starten» zu wollen, wie er es vor der Winterpause als Ziel ausgelobt hatte, wurde ein Riegel vorgeschoben.
Die Gründe dafür sind zahlreich. Seit dem letzten Sieg am 20. Oktober gegen Aufsteiger Holstein Kiel lief bei Union nicht mehr viel zusammen. Auf das Pokal-Aus bei Drittligist Arminia Bielefeld folgten Niederlagen gegen Wolfsburg oder Leverkusen. In Stuttgart verspielte die Mannschaft ein 2:0 (2:3) und gegen Schlusslicht Bochum reichte es trotz rund 80 Minuten in Überzahl nur zu einem 1:1.
Zu den Stürmern, die nicht trafen, kamen Abwehrspieler hinzu, die schlecht verteidigten. Von Woche zu Woche schwanden Mut und Selbstbewusstsein. Zu Saisonbeginn ging Svenssons Plan, alles auf defensive Stabilität zu setzen, noch auf. Inzwischen ist die Balance verloren gegangen und alles erinnert an die Horror-Saison im Vorjahr.
Das alles wurde der sportlichen Leitung jetzt zu viel. Svensson, um den die Eisernen lange gebuhlt hatten, bevor er vor Saisonbeginn als absoluter Wunschkandidat verpflichtet wurde, hatte seinen Kredit verspielt. Auch das Argument, dass der 45 Jahre alte Däne nach dem Last-Minute-Klassenerhalt im vergangenen Jahr zwischenzeitlich für neue Kompaktheit in der Abwehr und erkennbaren Kampfgeist gesorgt hatte, zog nicht mehr. Dafür waren die jüngsten Auftritte zu schwach und der Erfolg zu kurzlebig.
Nach der Trennung von Svensson und seinem Team bleibt nun die Frage, wer die Mannschaft künftig zu Punkten führen soll. Am 2. Januar steigt Union wieder ins Training ein, danach stehen die richtungsweisenden Duelle gegen die Keller-Konkurrenten aus Heidenheim und Augsburg an. Wie der Verein mitteilte, soll die Entscheidung über den neuen Trainer «in den nächsten Tagen» fallen.
Quelle: dpa