Historischer Ort verfällt

Zellengefängnis erhält Notdach - Zukunft weiter offen

17. Dezember 2024 , 05:00 Uhr

Im Nürnberger Zellengefängnis saßen die Hauptkriegsverbrecher des Dritten Reichs ein. Doch seit Jahren verfällt das Gebäude zunehmend. Welche Pläne es für diesen historischen Ort gibt.

Es ist ein Ort von großer historischer Bedeutung – und doch verfällt er: Das Nürnberger Zellengefängnis erlangte während des Prozesses gegen die NS-Hauptkriegsverbrecher internationale Bekanntheit. Angeklagte wie auch Zeugen des Verfahrens waren 1945 und 1946 in dem Gebäude untergebracht. 

Bewerbung um Unesco-Welterbe-Titel scheiterte

Um die historische Bedeutung des Gebäudes zu würdigen, wollte die Staatsregierung das 1868 erbaute Zellengefängnis zusammen mit dem Nürnberger Justizpalast und dem für die Nürnberger Prozesse genutzten Saal 600 in die Vorschlagsliste für das Unesco-Welterbe aufnehmen lassen. Der Antrag scheiterte unter anderem auch mit Verweis auf den schlechten Zustand des Gefängnisses. 

Mehrere Zellentrakte – darunter auch der, in dem die NS-Hauptkriegsverbrecher einsaßen – wurden bereits in den 1980er Jahren abgerissen. Der restliche Teil des Gebäudes verfällt.

Das Zellengefängnis soll ein Notdach erhalten

Um den Verfall künftig einzudämmen, soll das Zellengefängnis nun zumindest ein Notdach erhalten. Anlass ist demnach ein für die Statik des Gebäudes besonders problematischer Wassereintritt, wie ein Sprecher des bayerischen Justizministeriums auf Anfrage mitteilte. Das Staatliche Bauamt Erlangen-Nürnberg schätzt den Angaben nach derzeit den Kosten- und Zeitplan ab.

Was darüber hinaus mit dem Gebäude geschehen soll, ist derzeit weiter unklar. Aus Sicht des Justizministeriums stehen für das Zellengefängnis nach der erfolglosen Unesco-Bewerbung «grundlegende Weichenstellungen» an. Das betrifft demnach gleich mehrere Fragen. Wie soll das Gebäude künftig genutzt werden? Wie soll es baulich ertüchtigt werden? Was soll das Ganze kosten und wie soll es finanziert werden? «Die Klärung dieser anspruchsvollen Fragen beansprucht Zeit», heißt es dazu vom Ministerium.

Stadt Nürnberg kann sich museale Nutzung vorstellen

Überlegungen zur Zukunft des Zellengefängnisses gibt es auch in Nürnberg. Die Stadt kann sich etwa eine museale Nutzung in Kombination mit dem Memorium Nürnberger Prozesse vorstellen. Es sei denkbar, das Zellengefängnis in virtueller Form, zum Beispiel mit Augmented Realitiy, künftig noch stärker in die Vermittlungsarbeit einzubeziehen, teilte ein Stadtsprecher mit. Gespräche zwischen der Stadt und dem Freistaat habe es dazu noch keine gegeben. 

Das Memorium ist eine Dauerausstellung im Nürnberger Justizpalast. Besucherinnen und Besucher lernen dort über die Geschichte der Nürnberger Prozesse und die Entstehung des Völkerstrafrechts. Zugleich ist dort mit dem Saal 600 der historische Ort des NS-Hauptkriegsverbrecher-Prozesses zu besichtigen.

Quelle: dpa

 

Das könnte Dich auch interessieren

27.12.2024 Drohnen über Gefängnisse - Abwurf von Drogen und Handys Immer wieder fliegen Drohnen auch über Gefängnisse. Die Angestellten finden gelegentlich verbotene Sachen, die offenbar abgeworfen wurden. Doch von Drohnen geht noch eine andere Gefahr aus. 26.12.2024 Stimmen gegen das Silvester-Böllern werden lauter In das neue Jahr mit einem dunklen Himmel voller bunter Feuerwerke starten: Für viele Menschen gehört das dazu. Doch die Warnungen vor den negativen Folgen werden immer lauter. 24.12.2024 Sanierung des Bamberger Klosterareals St. Michael geht voran Seit rund 15 Jahren wird die ehemalige Klosteranlage St. Michael in Bamberg saniert. Sie ist ein markanter Teil des Bamberger Weltkulturerbes. 2026 soll die Klosterkirche wieder eröffnet werden. 13.12.2024 Nürnberg bekommt Direktverbindung in Partnerstadt Kavala Der Franken-Airport erhält im kommenden Jahr ein neues Direktziel. Die griechische Partnerstadt Kavala soll damit noch enger an Nürnberg rücken.